Die Geschichte Siebenbürgens


Historische Karte von Siebenbürgen (um 1750) Das Land, welches die Deutschen Siebenbürgen, die Ungarn Erdély und die Rumänen Ardeal oder Transilvania nennen, besitzt eine große und schicksalhafte Vergangenheit. Es liegt westlich und nördlich des Gebirgsbogens der Karpaten, der von der Marmarosch bis Kronstadt und schließlich bis an die untere Donau reicht. Im Westen grenzt es an die Große Ungarische Tiefebene. Die Fläche betrug vor dem 1. Weltkrieg 57.000 Quadratkilometer.
In Siebenbürgen lebten und leben seit vielen Jahrhunderten Ungarn, Rumänen, Sachsen und andere kleinere ethnische Gruppen miteinander. Das Gebiet hat im Verlaufe der Geschichte zu den unterschiedlichsten Staatsformationen gehört, es war dakisches Königreich, Provinz des Römischen Reiches, jahrhundertelang fester Bestandteil des mittelalterlichen Ungarn, es war ein mehr oder weniger vom Osmanischen Reich abhängiges Fürstentum, sodann stand es unter der Oberhoheit der Habsburger und wurde 1848/49 für kurze Zeit und 1867 für ein gutes halbes Jahrhundert wieder mit Ungarn vereinigt, im Rahmen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

Seit dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches (1918) und dem auf die Revolution folgenden Friedensvertrag ist Siebenbürgen eine wichtige Provinz Rumäniens.
Auch ist die Geschichte Siebenbürgens mit der des deutschen Volkes verknüpft, da sich im 13.Jahrhundert der Deutsch-Ritter Orden angesiedelt hat und sich seitdem eine beachtlich große „sächsische“ (ursprünglich eher fränkische) und seit dem 18. Jahrhundert die „schwäbische“ Volksgruppe von ihrer Ansiedlung an stärkere oder schwächere Beziehungen mit Deutschland unterhielten.


Historische Ereignisse in Siebenbürgen von 1850 bis 1919


1850 1. Okt.:
Karte Siebenbürgens 1850 Einrichtung der siebenbürgischen Landesfinanzverwaltung.
1851 Juli: Anti-Habsburg-Verschwörung im Szeklerland. 4. Juli: Ausbau eines neuen Gerichtssystems.
1852 27. Okt.: Ersetzung der sächsischen durch staatliche Behörden. .
1853 19. Jan.: Landesverwaltungsregelung über die Befugnisse der siebenbürgischen Statthalterei und ihr Verhältnis zu den Wiener Regierungsbehörden. 20. April: Anschluß Siebenbürgens an das europäische Telegraphennetz.
1854 10. März: Hinrichtung der Führer der Geheimorganisation im Szeklerland. 21. Juni: Patent des Herrschers über die rechtliche Durchführung der Bauernbefreiung.
1857 15. Nov.: Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Szegedin–Temeschwar.
1858 25. Okt.: Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Szolnok–Arad.
1859 29. März: Karte Siebenbürgens 1859 Militärvertrag zwischen dem rumänischen Fürsten Alexandru Ioan Cuza und Exgeneral Klapka als Vertreter der ungarischen Emigration (erneuert am 8. Jan. 1861). 23. Nov.: Gründungsversammlung des ungarischen Siebenbürgischen Museumsvereins in Klausenburg.
1860 20. Okt.: Das Oktober-Diplom verfügt die Wiedereinrichtung der Siebenbürgischen Hofkanzlei. 10. Dez.: Ernennung von Graf Imre Mikó an die Spitze des wiedererrichteten Guberniums durch den Herrscher.
1861 13.–16. Jan.: Rumänische Versammlung in Hermannstadt. 11.–12. Febr.: Beratung ungarischer, rumänischer und sächsischer Vertreter in Karlsburg zur Vorbereitung des Landtages. 26. Febr.: Februar-Patent: Siebenbürgen soll 26 Vertreter in den Wiener Reichsrat (343 Mitglieder) entsenden. 23. April: Auflösung der Statthalterei mit Sitz in Hermannstadt. 6. Sept.: Bestätigung der Statuten der ASTRA, der rumänischen Gesellschaft für Literatur und Bildung. Nov.: Beginn des sechsjährigen Provisoriums auch in Siebenbürgen, nachdem der siebenbürgische Kanzler Ferenc Kemény und Gubernator Imre Mikó abdankten.
1862 18. Mai.: Veröffentlichung des Planes einer Donaukonföderation, bestehend aus vier Ländern, ausgearbeitet von den Exilpolitikern Klapka und Kossuth.
1863 15. Juli: Eröffnung des Siebenbürger Landtags in Hermannstadt ohne die gewählten ungarischen Abgeordneten. Die rumänische orthodoxe Kirche wird gleichberechtigt und Ungarisch, Rumänisch und Deutsch werden zu Amtssprachen erklärt.
1865 19. Nov.: Eröffnung des Landtages in Klausenburg (mit ungarischer Mehrheit): Entschließung für die neue Union Ungarns und Siebenbürgens.
1866 10. Jan.: Genehmigung des Herrschers, Abgeordnete Siebenbürgens ins Pester Parlament zu entsenden.
1867 29. Mai.: Annahme des Ges. Nr. XII/1867 über den österreichisch-ungarischen Ausgleich durch das ungarische Abgeordnetenhaus, womit auch die Union von 1848 wiederum in Kraft tritt.
1868 15. Mai: Rumänische Deklaration von Blasendorf (Pronunciamentum) mit der Forderung nach Sonderstellung Siebenbürgens. 5–6. Dez.: Sanktionierung der Ges. Nr. XXXII/ 1868, Volksschulgesetz (incl. Muttersprachenunterricht), Nr. XLIII/1868 über die detaillierte Regelung der Union Ungarns und Siebenbürgens, Nr. XLIV/1868 über die Gleichberechtigung der Nationalitäten. 22. Dez. Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Arad–Karlsburg.
1869 7–8. März: Beschluß der parlamentarischen Passivität und Gründungsbeschluß der Siebenbürgisch-Rumänischen Nationalpartei durch die Versammlung der Rumänen in Reußmarkt.
1872 11. Mai: Die Versammlung der Sachsen gibt das Sächsische Nationalprogramm heraus, die mit Bedingungen verbundene Annahme des Dualismus. 12. Okt.: Gründung der Klausenburger Universität. – Die rumänische Albina-Bank in Hermannstadt.
1873: Die letzte große Cholera-Epidemie auf dem ungarischen Staatsgebiet. 1. Juni: Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Schäßburg-Kronstadt, Bauabschluß der Ungarischen Ost-Eisenbahn.
1876 2. April: Ges. Nr. XII/1876, Aufhebung der Sonderstellung der sächsischen Verwaltung. 19. Juni: Ges. Nr. XXXIII/1876, Einverleibung der Szekler und sächsischen Stühle in die Komitate. 22. Okt.: Gründung der Sächsischen Volkspartei.
1878 20. Mai: Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Temeschwar–Orschowa, der Verbindung nach Rumänien.
1879 22. Mai: Ges. Nr. XVIII/1879 (Volksschulgesetz): Ungarische Sprache wird Unterrichtsfach in allen Volksschulen.
1880: Karte Siebenbürgens 1880 In Siebenbürgen sind 119 Dampf- und 1224 sonstige Dreschmaschinen in Betrieb.
1881: Gründung der vereinten Rumänischen Nationalpartei.
1882: Gründung des Carpati-Vereins in Bukarest zur kulturellen und politischen Unterstützung der siebenbürgischen Rumänen.
1883 23. Mai: Ges. Nr. XXX/1883, Mittelschulgesetz: Verstärkung des verbindlichen Ungarischunterrichts in den Mittelschulen der Nationalitäten. – Rumänien tritt dem Dreibund bei.
1884 26. April: Erscheinen der radikalen rumänischen Tageszeitung Tribuna in Hermannstadt. – Elektrische Straßenbeleuchtung in Temeschwar. – Inbetriebnahme des ersten modernen Hochofens in Eisenmarkt.
1885 12. April: Gründung des ungarischen Siebenbürgischen Bildungsvereins (EMKE) in Klausenburg.
1889: Beginn der Flußregulierung von unterer Donau und Eisernem Tor.
1890 17. Juni: „Sachsentag“ in Hermannstadt: Annahme des Dualismus und des „einheitlichen ungarischen Nationalstaates“, die sächsischen Abgeordneten treten der Regierungspartei bei.
1891 24. Jan.: Gründung der Liga Culturala, des Verbandes für die geistige Einheit aller Rumänen, in Bukarest. 8. Mai: Klausenburger Organisation der Sozialdemokratischen Partei Ungarns.
1892 28. Mai: Memorandum mit den Gravamina und Forderungen der siebenbürgischen Rumänen an Franz Joseph I.
1894 7.–25. Mai: Presseprozeß der Verfasser und Verbreiter des Memorandums in Klausenburg.
1895 10. Aug.: Gemeinsamer Kongreß der in Ungarn lebenden Serben, Slowaken und Rumänen in Budapest.
1898 15. Febr.: Ges. Nr. IV/1898 erlaubt in offiziellen Schriften für jeden Ort nur einen amtlichen Namen.
1901: Das erste ständige Filmtheater in Kronstadt.
1904 24. April: In Élesd eröffnen Gendarmen das Feuer auf demonstrierende Bauern.
1905 10. Jan: Beschluß der Hermannstädter Konferenz der Rumänischen Nationalpartei für die parlamentarische Aktivität. 5.–6. Dez.: Erster Kongreß der rumänischen sozialdemokratischen Sektion in Lugosch.
1907 2. Juni: Ges. Nr. XXVII/1907 („Lex Apponyi“) weitet die staatliche Kontrolle und den Unterricht in ungarischer Sprache in den Gemeinde- und Konfessionsschulen aus. 1909 Die erste ungarische Autofabrik in Arad beginnt ihre Arbeit.
1910 1.–10. Juni: Schwere Niederlage der Nationalitätenparteien bei den Parlamentswahlen. – Im Laufe des Jahres finden Verhandlungen zwischen den Führern der rumänischen Nationalität und ungarischen Regierungspolitikern statt.
1912 März: Die Arader Zeitung Tribuna wird von der 1911 gegründeten rumänischen Parteizeitung Românul übernommen.
1913 Jan. und Herbst: Karte Siebenbürgens 1913 Erneute Verhandlungen zwischen rumänischen Politikern und Graf István Tisza (Ministerpräsident seit 10. Juni 1913).
1914 17. Febr.: Ablehnung der Angebote Tiszas durch das Rumänische Nationalkomitee, Scheitern der Verhandlungen. 28. Juli: Nach dem Attentat von Sarajewo Kriegserklärung der Monarchie an Serbien. 3. Aug.: Rumäniens Neutralitätserklärung. 14. Okt.: Russische Truppen besetzen vorübergehend Sigeth.
1916 17. Aug.: Geheimvertrag in Bukarest zwischen Rumänien und den Ententemächten; Siebenbürgen bis etwa zur Theißlinie wird Rumänien zugesichert. 27. Aug.: Karte Siebenbürgens Sommer 1916 Kriegserklärung Rumäniens an die Österreichisch-Ungarische Monarchie, rumänische Truppen {733.} überschreiten die Karpaten. Anfang Sept.: Die rumänischen Truppen dringen bis zur Linie Kronstadt–Petroscheni–Turnu Severin vor. Ende Sept.–Okt.: Karte Siebenbürgens Herbst 1916 Die Armee der Mittelmächte drängt die rumänischen Truppen aus Siebenbürgen heraus und nimmt am 6. Dez. Bukarest ein.
1918 7. Mai: Karte Siebenbürgens Sommer 1918 Frieden von Bukarest zwischen den Mittelmächten und Rumänien. 30.–31. Okt.: Sieg der Revolution in Budapest. 31. Okt.: Die Rumänische Nationalpartei und die rumänischen Sozialdemokraten bilden in Budapest den Rumänischen Nationalrat, der am 9. Nov. die Regierung zur Übergabe der Macht in den 26 östlichen Komitaten auffordert. 13. Nov.: Waffenstillstandsvertrag zwischen ungarischer Regierung und Entente in Belgrad: Ententetruppen dürfen „aus strategischen Gründen“ bis zur Demarkationslinie am Mieresch einmarschieren. 13.–14. Nov.: Erfolglose Regierungsverhandlungen mit den Vertretern des Rumänischen Nationalrates in Arad. 21. Nov.: Die rumänische Armee beginnt ihren Einmarsch in Siebenbürgen. 1.–2. Dez.: Die große Karlsburger Versammlung der siebenbürgischen Rumänen deklariert die Vereinigung mit Rumänien, verspricht Rechte für die „mitwohnenden Nationalitäten“, wählt den Großen Nationalrat und ernennt den Regierungsrat. 2. Dez.: Die rumänische Armee erreicht die Demarkationslinie. 22. Dez.: Massenversammlung der Siebenbürger Ungarn in Klausenburg stimmt für Verbleib im ungarischen Staat. 24. Dez.: Die rumänische Armee zieht in Klausenburg ein.
1919 22. Jan.: Karte Siebenbürgens Frühjahr 1919 Die rumänischen Truppen besetzen das gesamte historische Siebenbürgen. 20. März: Die sog. Vix-Note würde den Rumänen die Linie Sathmar-Arad samt Umland überlassen. Die Károlyi-Regierung dankt ab. 21. März: Ausrufung der sozialistischen Räterepublik in Ungarn.16. April: Beginn der Offensive der rumänischen Truppen gegen die Räterepublik. 1. Mai: Die rumänische Armee an der Theiß. 25. Juli: Der Gegenangriff der ungarischen Roten Armee bricht nach kurzer Zeit zusammen. 1. Aug.: Sturz der Räterepublik. 4. Aug.: Karte Siebenbürgens Sommer 1919 Einmarsch der rumänischen Truppen in Budapest.

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