Vom Ende der Yakiten
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Ein Bericht von Gareth, aus dem Heere Yarogs

Wisset, ihr, die ihr diesen Bericht leset, kein Heer seit der Zeitenwende war größer und prachtvoller als jenes, das Yarog aufstellen ließ, um den Umtrieben des Feindes für alle Zeiten ein Ende zu setzen. Prächtig waren die Truppen der vereinigten Königreiche, jeder hatte das Beste aufgestellt, was er zu bieten hatte, und prächtig waren die Heere der Verbündeten.

Das Unheil, so sagen die Geschichtsschreiber, habe begonnen mit dem feigen Meuchelmord an Osom, mit dem die Linie der Ubaniden endete. Doch in Tanar wurde auch danach über tausend Jahre das leuchtende Banner Yaks der Dunkelheit entgegengehalten. Fluch über den feigen Coron von Tanar, der den Tapferen einen Dolch ins blutende Herz stieß. Es hieß über ihn, er wandele in der Dunkelheit zusammen mit Nachtalben, um unheilige Rituale zu praktizieren.

Als Tanar, die Stadt Yaks, in die Hände des Feindes fiel, konnten die Wächter des Lichtes auf Adalonde nicht länger zaudern. Und Yarog nahm mit seinem Heer die Länder des Verräters im Sturm. Der Feige Verräter entkam, doch seine Gespielin, die eine Hexe der Nachtalben war, wurde gefangen und konnte viele der dunklen Komplotte enthüllen, die weit im Osten ihren Ursprung hatten, dort, wo einst Yeahr in dunkler Feste geherrscht hatte.

Und so entschied Yarog, der in seinen edlen Gesichtszügen und dem starken elbischen Einschlag an seinen Urahn Yarelion, den Sohn Yaverits und Filuriels gemahnte, es Ion Danadur, dem Bruder Filuriels gleichzutun, und jenen Ort erneut zu säubern, den dieser einst hatte brandschatzen und fluten lassen.

Im vertrauten Kreise teilte Yarog seine Entscheidung seinen Generälen mit, unter denen der bedeutendste König Humberg XXVII. des Thornlandes war, der einzige der Regenten der geeinten Reiche, der Yarog persönlich begleitete; die anderen hatten es vorgezogen, ihre Brüder oder ihre Söhne zu entsenden. Dieser trug den Stab der Eintracht und er war der gewesen, der Yarog das größte Heer zu Verfügung stellte. Trotzdem war es nun Humberg, der Yarog warnte, vor einer Falle und einer möglichen List des Feindes. Er trug vor, es sei ein Fehler die Lande des Westen derartig zu entblößen, die Zeit sei noch nicht gekommen, den dunklen Osten niederzuzwingen.

Yarog sprang auf und sagte: "Während wir zauderten, hat uns der Feind durch List und Zwietracht Tanar entrissen, die Stadt unserer Befreiung. Durch Entschiedenheit und Einigkeit ist es uns gelungen, die düsteren Nachtalben und andere Kinder der Finsternis zu zerstreuen. Sie weichen zurück vor dem strahlenden Antlitz der Götter, die unseren Arm führen, wenn unser Schwert unter jenen Schrecken verbreitet. Wäre es nicht ein Vergehen gegen unsere Götter, wenn wir von jenem Wege abwichen, den sie uns vorbestimmt haben?"

Und so endete jene Versammlung, und mir, dem Adjudanten Humbergs, bleibt es nur, aufzuzeichnen, daß am nächsten Morgen die Trompete erscholl zum langen Marsch in die Ödnisse des Ostens.

Von den zahllosen entsetzlichen Kämpfen zu berichten, die gefochten wurden, von den Beschwernissen der lichtlosen und kalten Winter in Torosh, von den zahllosen Verlusten und der Unerbittlichkeit der Männer, erscheint mir hier nicht angebracht. Wisset nur daß der Zug viele jahre dauerte, und fast ebensoviele an den Beschwernissen der Ödnisse des Ostens starben, wie an den gezackten und vergifteten Klingen der Feinde.

Dennoch, blutig und erschöpft, sahen wir die schwarzen Zinnen von Tórdokdúr am Horizont aufragen, die dort niemals hätten sein sollen, denn die Geschichtsschreiber berichteten, Yaverit hätte diese Festung vor über zweitausend Jahren gebrandschatzt und geflutet; und unsere Zuversicht und unser Mut sank.

Ein fahles Licht begann die Ebene zu erhellen, und wir sahen ein Heer, das aussah, wie die Legenden von der Zeit vor der Zeitenwende berichteten, als es sich unter seinem dunklen Heerführer versammelt hatte.

Und das fahle Licht wurde verdunkelt von den gewaltigen Schwingen einer Kreatur, die aus großer Höhe auf die Leibwache des Kaisers herabstieß. Und es war kein Alvantar aus den Legenden da, um jener Kreatur das Ende zu bereiten, das sie verdient hatte. Und aus der Schwärze ergoß sich ein Feuer über die Getreuen des Kaisers, fast in dem gleichen Moment, als der Pfeilhagel einsetzte.

Und herab von dem Drachen stieg eine Gestalt in schwarzer Rüstung, die sprach: "Im Namen Yeahrs, bin ich, Thorodeth, gekommen, Unheil zu bringen über euer Geschlecht. Yakite, stellt euch mir zum Kampf". Und Yarog trat vor, und sein Schwert glänzte in der Dunkelheit.

Jener Kampf war heftig, und lange Zeit konnte keiner den anderen bezwingen. Um sie herum tobte eine Schlacht, bei das Heer der Dunkelheit, das zahlenmäßig um ein vielfaches überlegen war und die anderen Truppen bald ringförmig einschloß, dank Humberg noch keinen Sieg erringen.

Dann plötzlich hörte man ein Grollen aus Tórdokdúr, ein Blitz zuckte hernieder, und ein gewaltiger Schlag des Drachenkriegers zerteilte den letzten der Yakiten. In diesem Moment durchfuhr ein gewaltiges Wehklagen die Krieger des Westens, und ihre Schlachtreihe brach ein.

Hätte nicht der besonnene Humberg in jenem Moment den Befehl zum Ausfall gegeben, wäre von jenem Heer der Verzweifelten nicht ein Mann übriggeblieben, um von dem Untergang der Flamme des Westens zu künden.

Grausig war das Gemetzel, das unter den Getreuen des Kaisers angerichtet wurde, und König Humberg, der den Stab der Eintracht trug, gelang es, die weniges Überlebenden zu sammeln und vor den Augen der umherschweifenden Feinde zu verbergen.

Die Zeit die jetzt kam, war die schrecklichste, da alle Hoffnungen zerstoben waren, und jedem klar war, daß die Hoffnung des Kaiserreiches auf Frieden nun für immer und ewig verloren war. Die stolze Jugend des Kaiserreiches war sinnlos geopfert worden.

Dennoch gelang es Humberg, die letzten Verbleibenden zusammen zu halten, und die zahllosen Schlachten des Rückzugs zu schlagen. Es war nämlich so, daß viele Kinder der Dunkelheit dem mächtigen Heer Yarogs ausgewichen waren, um nun dem Häuflein, das Humberg führte, aufzulauern. Doch Humberg umging geschickt viele aussichtslose Schlachten und führte die wenigen, die nötig waren, ohne große Verluste. Ach, hätte der edle Yarog nicht die Kühnheit eines Yak, sondern die Umsicht eines Humberg besessen!

Viele Jahre später gelangte das Heer zurück vor die Tore von Tanar, das schon wieder in der Hände des Feindes war. Zunächst wollte er es umgehen, dann erfuhr er aber, daß der Rückweg durch das Ulsengebirge fest in der Hand von Bergtrollen war, die ihm wohl den Rückweg versperren sollten.

Daraufhin drang er mithilfe der wenigen übriggebliebenen Kaisertreuen von Tanar des nachts über geheime Wege in die Stadt ein, und es gelang ihm, die an Kampfstärke weit überlegene Besatzung von Tanar zu überwältigen. Am nächsten Morgen waren Straßen und Plätze rot vor Blut, und er hißte die rotblaue Fahne der Yakiten.

Dann entsandte er Boten an die anderen Städte des Südwestens, in denen er die sofortige Unterwerfung unter das Kaiserreich forderte. Und getäuscht über die wahre Anzahl der Angreifer floh das üble Gesindel aus den Städten, und die Flagge des Kaiserreichs wehte wieder über dem südwestlichen Torosh.

Im Winter rüstete Humberg zusammen mit den Kaisertreuen Toroshs eine Truppe und im nächsten Frühjahr griff er, früher als erwartet, die Bergtrolle an. Und hier trat eine abermalige Wende der Geschichte ein. In Gesellschaft der Bergtrolle befand sich eine Schwarzmagierin, die unter diesen als ihr Gefangener galt, in Wirklichkeit aber eine mächtige Agentin des Feindes war.

Als nun der Angriff Humbergs kam, gelang es dieser, unter Anwendung dunkler Magie, den Stab der Eintracht zu stehlen. Dennoch, die Bergtrolle wurden besiegt, und König Humberg betrat den Boden des Thornlandes und somit des Kaiserreiches.

Hier erhielt er Nachricht, daß man schon lange daß Heer verloren glaubte, und nach dem Ende der Linie Yaks die Regenten der Teilreiche sich entschieden hätten, von nun an einen der ihren auf Lebenszeit zum Kaiser zu wählen und dies sei auch schon geschehen.

Humberg, voll des Zornes, weil die Regenten erst zu feige waren, den Kriegszug zu begleiten, und dann zu machtgierig waren, die Rückkehr des Kaisers zu erwarten, sagt er: "Niemals mehr soll einer, der sich nun Kaiser in Cornucopia nennt, Anspruch erheben auf das Thornland. Von nun an seien die Geschicke des Kaiserreiches und des Thornlandes geschieden, bis dereinst einer, der sich mit Fug und Recht Nachfolger Yaks nennen darf, kommen wird. Die Feiglinge aber, die das Erbe Yaks verhöhnten, seien verflucht sowie ihr gesamtes Geschlecht".

Hier endet nun meine Geschichte, denn mit Humbergs Edikt war auch ich gezwungen von meinem General, der mir teuer wie ein Freund geworden war, zu scheiden, denn auch ich trage Blut von einer der Familien in mir, die Humberg verfluchte, und so kehrte ich zurück in den Westen in Hoffnung auf eine bessere Zeit, die ich selbst wohl kaum noch erleben dürfte.

 

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